Gründung & Rückblick

BERICHT ZUR ERÖFFNUNG DES ÖSTERREICH-LEKTORATS

an der Universität Lucian Blaga Sibiu

Am 15. November 2005 wurde mit einer Einweihungsfeier in Anwesenheit zahlreicher prominenter Gäste das Österreich-Lektorat am Germanistik-Lehrstuhl der Lucian Blaga Universität in Sibiu/Hermannstadt eröffnet.

Was im Frühjahr 2005 noch eine Baustelle wurde im November 2005, nach Einschätzung der Studierenden der Lucian Blaga Universität in Hermannstadt „der schönste Unterrichtsraum der ganzen Universität“:

Mit der tatkräftigen Unterstützung des damaligen Kulturattachés Dr. Rainer Schubert wurde im November 2005 dieser neue österreichische Standort in Hermannstadt realisiert. Das Österreich-Lektorat, das aufgrund eines Abkommens zwischen Rumänien und Österreich in Hermannstadt seit den frühen 90er Jahren funktioniert, erhält erstmals eigene Räumlichkeiten im II. Stock des Hauptgebäudes der Universität. Die Infrastruktur – Raum, Renovierung und Möblierung – wurde von der Universität gesichert. Nach Angaben der Prodekanin, Prof. Dr. Rodica Miclea, beträgt die Investition der Universität etwa 6000 Euro.

Österreichs Beitrag zu dieser Partnerschaft geht auf die 90er Jahre zurück, als der erste österreichische Lektors seine Arbeit am Germanistik-Lehrstuhl in Hermannstadt begann. Die Österreich-Kooperation (ÖK) entsendet die Lektoren und koordiniert das Lektoratsprogramm; das Außenministerium stattete, durch die Vermittlung des Österreichischen Kulturforums in Bukarest, den Raum mit Computer und Drucker aus; Die Buchsendungen der ÖK sorgen zudem für eine wertvolle und wachsende Bibliothek. Einen wichtigen Teil des Buchbestandes stellen außerdem die sog. Zrenner-Bücher dar, die größtenteils vom bisherigen Standort in der Evangelischen Akademie ins Österreich-Lektorat übersiedelt wurden, um den österreichischen Buchbestand in Hermannstadt sinnvoll zu zentralisieren, zu katalogisieren und zugänglich zu machen. Die periodischen Spenden des österreichischen Literaten Walter Zrenner kamen über den Kulturattaché Dr. Rainer Schubert nach Hermannstadt. Auch derzeit liegt eine weitere Spende in Höhe von etwa 1000 Euro für Bücherkauf vor. Als Dank und Anerkennung hängt ein Schild zu Ehren Walter Zrenners im Lektorat. Der Großteil der Bibliothek ist mithilfe der Universitäts-Zentralbibliothek, insbesondere deren Direktorin, Rodica Volovici, elektronisch erfasst und online verfügbar gemacht worden. Die Bücher können in den Sprechstunden der Österreich-Lektorin ausgeliehen werden.

Der Raum wird einerseits für den Unterricht des Germanistik-Lehrstuhls, insbesondere für den Unterricht in österreichischer Landeskunde, der der Österreich-Lektorin zufällt, genutzt. Andererseits finden hier Vorbereitungen für das Österreichische Sprachdiplom, Informations-veranstaltungen zu Stipendien und Studium in Österreich und sonstige österreich-spezifische Veranstaltungen statt.

DIE ERÖFFNUNGSFEIER

 

Das Interesse Hermannstadts an Österreich ist nicht zuletzt durch die zahlreichen Gäste, die bei der Eröffnung des Österreich-Lektorats am 15. November 2005 zugegen waren, klar geworden: der Raum erwies sich bereits am ersten Abend als zu klein, als Dr. Rainer Schubert, Kulturattaché der Österreichischen Botschaft in Bukarest und Leiter des Kulturforums, zusammen mit der Österreich-Lektorin die 80-100 Gäste begrüßte. Darunter befanden sich der Dekan der Fakultät für Fremdsprachen und Bühnenkünste, Prof. Dr. Matei Pamfil, Prodekanin Prof. Dr. Rodica Miclea, Dr. Maria Sass, Leiterin des Germanistik-Lehrstuhls, zahlreiche Mitglieder des Lehrstuhls, der Kreisratsvorsitzende Martin Bottesch, Kurt Philippi, der Ehrenvorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Helmut Lerner, Leiter der Kulturabteilung des DFDR, Thomas Gerlach, der deutsche Generalkonsul, Hilmar Münch, Vizekonsul und Kulturattaché, Peter Groth, Geschäftsführer der Brukenthal-Stiftung, Liviana Dan, die Kuratorin des Brukenthal-Museums, Dietrich Galter als Vertreter der Evangelischen Akademie, Daniela Rathe und Bianca Herlo, ehemalige und derzeitige Leiterinnen des Deutschen Kulturzentrums Sibiu, Hannelore Baier, Leiterin der Hermannstädter Redaktion der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien sowie Beatrice Ungar, Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung. Seitens der Universitätsleitung hielt die Prodekanin der Fakultät für Fremdsprachen und Bühnenkünste, Prof. Dr. Rodica Miclea, eine kurze Ansprache.

Teil des Programms waren außerdem drei kurze Auftritte eines Bläsertrios aus Klausenburg. Adorjan Szabo, Razvan Poptean und Daniel Verde, Studenten der Klausenburger Gheorghe Dima Musikakademie, spielten Werke von Haydn, Mozart und Beethoven. Die Leitung des Trios hat Ferenc Laszlo-Herbert, Professor an der Musikakademie und Träger des Österreichischen Kreuzes für Wissenschaft und Kunst, inne. Das Musikprogramm wurde von der Firma Siemens Rumänien (über die Vermittlung von Siemens Österreich) ermöglicht. (Sponsoringbetrag € 300).

Um das österreichische Flair auch visuell zu verwirklichen, wurde mithilfe eines großzügigen Sponsorings seitens KulturKontaktAustria (€ 1100) eine Fotoausstellung des Hermannstädter Künstlers Mircea Stanescu realisiert. Mircea Stanescu hat bereits mehrmals in Österreich ausgestellt, zuletzt gestaltete innerhalb der Rumänischen Kulturtage in Wien im November 2004. Im Österreich-Lektorat Sibiu sind Fotografien vom „Wien-Wandern“ des Künstlers ausgestellt, in denen er witzige, außergewöhnliche, oft selbstironische Szenen des Wiener Alltags künstlerisch verarbeitet. Die Ausstellung ist eine Dauerleihgabe des Künstlers an den Lehrstuhl.

Abgeschlossen wurde der Abend durch ein Büffet  mit   österreichischen   Backspezialitäten (von Vanillekipferln und Guglhupf bis hin zu Buchteln und Apfelstrudel) und echtem Wiener Kaffee. Die Kosten dafür wurden, wie auch alle anderen Ausgaben – z.B. die für das Lektoratsschild oder das Drucken der Info-Broschüre – vom Österreichischen Kulturforum getragen.

An der Organisation des Abends waren Studierende des II. und IV. Studienjahres maßgeblich beteiligt. Von ihnen stammte z.B. die Idee, das Plakat der Veranstaltung mit einer Lego-Baustelle zu bebildern und mit dem Spruch „Die österreichische Baustelle in Hermannstadt ist soweit“ zu beschriften. Entsprechend wurden der Raum und die Gänge des Universitätsgebäudes mit rot-weiß-rotem Baustellenband geschmückt, als Anspielung auf die „geistige Baustelle“, die hier entsteht. Alle Studierenden trugen ein rot-weiß-rotes Band am Arm – dieses Lektorat ist natürlich in erster Linie als „geistige Baustelle“ für die Studierenden der Universität Lucian Blaga gedacht.

 

PERSPEKTIVEN

Das Lektorat soll aber nicht nur einen angenehmen Unterrichtsraum und eine Lektoratsbibliothek bieten, sondern auch möglichst zahlreiche Österreich-spezifische Kulturveranstaltungen beherbergen. Für die nächste Zeit ist ein Jelinek-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt, eine Lesung von Eginald Schlattner sowie ein „Wiener Abend“ aus der Serie „Zwölf Wiener Abende in zwölf rumänischen Städten“ geplant. Längerfristig sind auch eine Präsenz auf der Internet-Seite der Universität sowie die weitere Katalogisierung des Buchbestandes geplant.

Allgemein soll sich das Österreich-Lektorat zu einem authentischen österreichisch-rumänischen Freundschaftszentrum entwickeln: es ist meine Hoffnung, dass es der Erbschaft des Namenspatrons der Universität, Lucian Blaga, gerecht wird: Lucian Blaga ist einer der herausragenden Schriftsteller und Philosophen Siebenbürgens und hatte als Student und später als Diplomat sehr enge Beziehungen zu Wien. In diesem Sinne soll das Lektorat zur nachhaltigen Förderung authentischer und wertvoller rumänisch-österreichischer Beziehungen dienen.


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